Ja, aber ...

 

Mich sprach gestern eine Dame an, nennen wir sie Frau K.:

 

 

„Sie haben doch dieses Buch geschrieben? Also wissen, ich bin ja SO begeistert von Ihrer Arbeit …
[Es folgt eine lange Lobeshymne, für dich ich mich höflich bedanke.]
Wissen Sie, ich helfe ja auch Flüchtlingen. Ich kümmere mich um zwei syrische Familien …!
[Es folgt eine ausführliche Darstellung der Situation dieser beiden Familien.]
Also diese Syrer, denen helfe ich ja RICHTIG gerne! Die sind ja alle SO nett!“

[Nachtigall, ick hör‘ dir trappsen …]

„Aber in meinem Haus, Frau Dürkhauser, stellen Sie sich das mal vor, da wohnen Iraker!
[Was soll ich mir da vorstellen?]
Also diese Iraker, die sind ja alle so dermaßen unsympathisch! [WIE BITTE???]
Kennen Sie Iraker, Frau Dürkhauser? [Ja!]
Haben Sie mal gesehen, die schon gucken?
[Ähm, natürlich schauen wir uns an … Wie sollen die schon gucken?! Nicht anders wie du und ich?]
Die sind mir alle total suspekt. Denen helfe ich nicht, mit denen rede ich nicht einmal! Und Afghanen, das sind ja alles Verbrecher! [WAS???]
Also mit diesen Verbrechern will ich nichts zu tun haben! Die können von mir auch nichts erwarten! Keiner! Aber diese Syrer, die sind ja alle so nett!“

 

 

Frau K. guckt mich erwartungsvoll an, während es mir fassungslos die Sprache verschlagen hat.

 

 

„Aber Frau K., das können Sie doch nicht verallgemeinern! Es gibt immer Leute, die einem sympathisch sind und andere, die man nicht mag. Das hat doch nichts mit der Herkunft zu tun! [Weit aufgerissene Augen ...] Wissen Sie, es gibt Deutsche, die mir ausgesprochen unsympathisch sind, und Iraker, die zu meinen besten Freunden gehören! [Fassungslosigkeit macht sich bei Frau K. breit.] Und Verbrecher gibt es auch überall. Nur weil da jemand ein Mädchen umgebracht hat – bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Frau K.! – sind doch nicht alle Menschen aus Afghanistan schlecht!“

 

 

Frau K. ringt um Worte.

 

 

„Ja, aber …“


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